Tipps für Welpenkäufer

Da die Deutsche Dogge eine der kurzlebigsten Hunderassen ist mit einem Durchschnittsalter von nur um die 6,5 Jahren, und an vielen gesundheitlichen Problemen leiden kann (mehr Infos: hier) und bei so einem großen Hund ein alltagstaugliches Wesen besonders wichtig ist, sollte man bei der Auswahl des Welpen sehr sorgfältig vorgehen. Dabei ist es für einen unerfahrenen Welpenkäufer schwierig, im Wust der verschiedenen Verkaufsanzeigen auf ebay und co, aber auch auf den Seiten der verschiedenen Zuchtvereine durchzublicken.

Leider sind Ahnentafeln eines VDH (bzw. FCI) Vereins nicht automatisch ein Qualitätsmerkmal. Zwar werden dort die Welpen und Elterntiere zumindest von Vereinsinternen Funktionären überprüft und es gibt ein Mindestmaß an Vorschriften für die Züchter, diese sind aber in einigen Punkten nicht weitreichend genug.

So gibt es keine maximale Anzahl an Hunden, die ein Züchter halten darf, oder an Würfen, die er in einem Jahr machen darf, und es gibt auch keine maximale Zahl an Würfen, die eine Hündin oder ein Rüde in ihrem Leben haben/zeugen darf. Auch ist es möglich, eine Hündin ohne eine Läufigkeit Pause erneut zu belegen, wenn der Wurf im neuen Kalenderjahr erfolgt. Die Inzucht ist nur geringfügig beschränkt und reine Zwingerhaltung ist erlaubt. In den beiden deutschen VDH-Vereinen Deutscher Doggen Club (DDC) und Kynologische Gesellschaft für Deutsche Doggen (KyDD) ist der Herzultraschall immer noch keine Pflichtuntersuchung, sondern nur das HD (DDC) und das ED Röntgen (beides in der KyDD). Im österreichischen Doggenklub ÖDK sind zusätzlich zu Hüfte und Ellenbogenröntgen noch der Herzultraschall (alle 2 Jahre) und eine Augenuntersuchung Pflicht, und im Schweizerischen Club für Deutsche Doggen SCDD der Herzultraschall (alle 1-2 Jahre) und es gibt einen umfangreichen Wesenstest bei der Zuchtzulassung. Im SCDD darf eine Hündin auch nur maximal 3 Würfe (in Ausnahmefällen 4) in ihrem Leben haben.

Dann gibt es noch die sogenannten “Dissidenzvereine”, die also dem VDH/der FCI nicht angeschlossen sind, wie zum Beispiel die URCI (Union der Rassehundeclubs International), oder der VRZ (Vereinigte Rassehundezüchter). Deren Zuchtordnungen sind meist denen der VDH-Vereine ähnlich.

Ganz ohne Papiere und Vereins-Kontrolle züchten sogenannte “Schwarzzüchter”. Manchmal sind dies einfach nur Würfe ala “unsere Hündin sollte einmal in ihrem Leben Welpen haben”. Oft handelt es sich aber auch um Vermehrer, von denen manche ihre Welpen sogar aus Osteuropa beziehen, die dort unter grausamen Bedingungen produziert werden. Preise von unter 1000 Euro für einen Doggenwelpen sind nur dann zu erzielen, wenn sowohl bei der Haltung, als auch bei der Aufzucht und bei Gesundheitsuntersuchungen, Impfung, Chippen usw. gespart wird. Von solchen Welpen sollte man die Finger lassen, denn auch wenn sie aus Mitleid gekauft werden unterstützt man damit diese Praktiken und der nächste Wurf wird produziert!

Wem ein niedriger Kaufpreis am wichtigsten ist, der sollte ohnehin die Hände von einer Dogge lassen, denn wenn das Geld knapp ist kann man sich die Versorgung einer Dogge (mind. 150 Euro/Monat) eh nicht leisten.

Grundsätzlich empfiehlt es sich, einen Hundewelpen niemals spontan zu kaufen. Man sollte sich mit dem Kauf Zeit lassen, alle Bedenken sorgfältig abwägen und sich gründlich informieren. Auf dieser Webseite sind viele Informationen über die Gesundheit und die Zucht der Deutschen Dogge zu finden. Am besten ist es, vor dem Kauf mehrere Züchter zu besuchen und sich ein Bild zu machen. Seriöse Züchter empfangen auch gerne Welpeninteressenten, wenn sie gerade keinen Wurf haben, und geben bereitwillig Auskunft. Und seriöse Welpenkäufer informieren sich gründlich und stellen kritische Fragen und sind auch mal bereit, ein oder zwei Jahre auf “den richtigen Welpen” zu warten und eine weitere Fahrtstrecke in Kauf zu nehmen.

Diese Fragen sollten bei der Auswahl eines Doggenwelpen beachtet werden:

Haben die Elterntiere Gesundheitsuntersuchungen?

Da bis zu 30% der Doggen im Laufe ihres Lebens die Herzkrankheit DCM entwickeln (mehr Infos: hier) ist die wichtigste Untersuchung der Herzultraschall (HUS). Dieser sollte bei einem Kardiologen (z.B. des Collegium Cardiologicum) und nicht nur von einem normalen Haustierarzt vorgenommen worden sein und am besten nicht älter als ein Jahr alt sein. Dabei gilt: je älter der Hund bei der Untersuchung war, desto höher ist die Aussagekraft des HUS! Dieser sollte jährlich wiederholt werden. Man sollte sich die Befunde BEIDER Elterntiere vom Züchter zeigen lassen und dabei KEINE Ausreden gelten lassen! Wenn die Befunde nicht vorliegen, dann sollte man die Hände von diesem Wurf lassen! Der Herzultraschall ist in den beiden VDH-Vereinen DDC und KyDD keine Pflicht, und die Zucht mit Hunden mit DCM 1 ist offiziell erlaubt. Darum ist hier besondere Vorsicht geboten!

Auf dem HUS Befund sollte deutlich vermerkt sein: Diagnose: herzgesund oder Diagnose: DCM 0/keine oder minimale Veränderungen

Weitere Untersuchungen: HD (A-C) und ED (0-2). Diese Befunde sollten man sich ebenfalls zeigen lassen. Manche Züchter lassen auch den Rücken röntgen und die Augen untersuchen und Gentests wie den Faltengentest durchführen.

Wie nah sind die Elterntiere verwandt?

Wenn die Elterntiere keine Ahnentafel haben, können weder der Inzuchtkoeffizient (IK) noch der Ahnenverlustkoeffizient (AVK), die den Verwandtschaftsgrad angeben, berechnet werden!
Wenn der Züchter IK und AVK nicht selbst angibt, dann kann er evtl. über die Datenbank www.danesworld.info (siehe Wurfankündigungen oder Wurfübersicht) berechnet werden, wenn der Wurf bzw. die Wurfplanung eingetragen ist. Der Inzuchtkoeffizient IK sollte nicht über 3,13% liegen und der Ahnenverlustkoeffizient (AVK) sollte über 84% liegen. Beides sind Werte die eine Aussage über die genetische Vielfalt zulassen. Je geringer die genetische Vielfalt desto höher das Risiko für das Auftreten von Erbkrankheiten und den Verlust von Fitness. In den Zuchtvereinen ist die Inzucht leider bisher nur bis IK 12,5% begrenzt (entspricht einer Halbgeschwisterverpaarung oder der Verpaarung von Großeltern/Enkeln) und der AVK findet gar keine Erwähnung. Mehr Infos zur Bedeutung der Inzucht: hier

Was ist über die Vorfahren des Wurfs bekannt?

Auch hier gilt: wenn die Elterntiere keine Ahnentafel haben ist es sehr schwer bis unmöglich, etwas über die Vorfahren herauszufinden. Leben sie noch, wenn nein, wann und woran sind sie gestorben? Leider sind viele Züchter nicht ehrlich, wenn es um die Beantwortung dieser Fragen geht. Wenn ein Züchter diesen Fragen ausweicht, oder behauptet, dass alle seine Hunde über 10 Jahre alt werden, sollte man misstrauisch werden! Über eigene Recherchen zum Beispiel in der Datenbank www.danesworld.info kann man versuchen, die Angaben des Züchters zu überprüfen.

Bei der Online Datenbank Danesworld muss man beachten, dass hier auch Falscheintragungen insbesondere bei den Gesundheitsmerkmalen möglich sind. Weiterhin liegen zu vielen Doggen keine laufenden Gesundheitsinformationen vor. Besonders bei Doggen im Privatbesitz, die nicht regelmäßig gesichtet werden (Z.B. auf Ausstellungen oder Social Media) ist nicht bekannt ob diese noch leben und es wird lediglich ein Schätzalter angegeben. Auch bei Doggen aus dem Ausland können Informationen fehlen. Es gibt auch einige ausländische Datenbanken, in denen man recherchieren kann:

Den Kauf von Welpen, deren Großeltern oder Urgroßeltern jung an einer Erbkrankheit wie DCM, Knochenkrebs oder Magendrehung verstorben sind, sollte man sich gut überlegen. Auf der anderen Seite gibt es leider kaum noch Linien, in denen das nicht der Fall ist. Je mehr Senioren (Hunde über 8 Jahre, am besten über 10) in der Ahnentafel zu finden sind desto besser. Für die Senioren sollte man aber Nachweise verlangen (zum Beispiel aktuelle Fotos), wenn diese nicht beim Züchter zuhause leben.

Wie alt ist die Mutterhündin, wie viele Würfe hatte sie bisher und wann war ihr letzter Wurf?

Doggen sind Spätentwickler und werden erst mit 2-3 Jahren richtig erwachsen. Darum sollte eine Hündin nicht zu früh (vor dem 2. Geburtstag) aber auch nicht zu spät (nach dem 8. Geburtstag) belegt werden. Da Doggen eine geringe Lebenserwartung haben, sollten sie sogar nur in Ausnahmefällen nach dem 7. Geburtstag belegt werden. Außerdem sollte eine Hündin nicht mehr als 3 Würfe in ihrem Leben haben, denn Schwangerschaft, Geburt und Aufzucht zehren. Ebenfalls sollte ein Abstand von mindestens 10 Monaten (einer Läufigkeit Pause) zwischen zwei Würfen liegen, bei sehr großen Würfen über 8 Welpen am besten ein Abstand von mindestens 15 Monaten (zwei Läufigkeiten Pause). Sonst ist eine ausreichende Erholung der Hündin nicht gewährleistet!

Wie sind die Haltungsbedingungen der Zuchttiere und Welpen?

Leben die Hunde als Familienmitglieder im Haus oder im Zwinger? Werden die Welpen in der Familie sozialisiert, haben einen Spielplatz und werden an das Autofahren, Halsband, Leine etc. gewöhnt? Oder sind sie fernab des Wohnhauses untergebracht, ohne Umweltreize? Wie sieht es mit Sauberkeit und Hygiene aus? Hat der Züchter nur junge Hunde, die in der Zucht stehen oder behält er seine “ausgedienten” Zuchthunde, also Senioren? Man sollte die Hände lassen von Welpen, die in reiner Zwingerhaltung aufgezogen werden, und von Züchtern, die zu viele Hunde haben, die in reiner Zwingerhaltung leben. Unter diesen Umständen ist eine gute Sozialisierung für einen zuverlässigen Familienhund nicht möglich!

Wie verhalten sich die Welpen und die übrigen Hunde?

Sind die Welpen und die erwachsenen Hunde gut gepflegt und genährt und verhalten sich aufgeschlossen und interessiert? Dass Doggen bellen, wenn Besuch kommt, ist normal, allerdings sollten sich alle Hunde nach einem beschnuppern anfassen lassen und weder ängstlich noch aggressiv sein. Die Welpen sollten neugierig sein und offen auf die Besucher zu kommen.

Wie viele Würfe macht der Züchter im Jahr?

Ein Züchter, der mehr als drei Würfe im Jahr macht (vielleicht noch von mehreren Rassen) und dementsprechend auch viele erwachsene Hunde hält, hat nicht die Zeit, um sich ausreichend um jedes einzelne Tier zu kümmern und die optimale Sozialisation der Welpen zu gewährleisten. Außerdem wird ein solcher Züchter auch keine Zeit haben, dem Welpenkäufer nach dem Kauf des Welpen mit Rat und Tat ein Hundelebenlang zur Seite zu stehen. Bei solchen Groß- und Massenzüchtern geht es meistens ums Geld und weniger um die Hunde!

Beantwortet der Züchter bereitwillig alle Fragen?

Wie bereits oben erwähnt, sollte sich ein seriöser Züchter viel Zeit für Welpeninteressenten nehmen, und diese auch empfangen, wenn er gerade keinen Wurf zuhause hat. Er sollte alle Fragen zu Gesundheitsuntersuchungen, Inzucht, den Vorfahren usw. bereitwillig beantworten und entsprechende Befunde vorlegen können. Bietet Ihnen der Züchter auch nach dem Kauf Rat an? Veranstaltet er vielleicht sogar Welpentreffen? Bietet er an, den Hund im Notfall zurück zu nehmen? Dann kann man sich sicher sein, dass er sich wirklich für seine Nachzuchten interessiert und es ihm nicht nur ums Geld geht. Wenn ein Züchter nur mit den Ausstellungserfolgen seiner Hunde prahlt, dann sind diese ihm wichtiger als die Gesundheit und das Wesen. Champion x Champion ergibt eben nicht gleich Champion, und am wichtigsten sollte dem Welpenkäufer ein gesundes und alltagstaugliches Familienmitglied sein, das möglichst lange Freude bereitet. Und nicht ein Plastikpokal im Regal. Zumal Championtitel heute kaum noch eine Aussagekraft über die Qualität eines Hundes haben, da auch Exemplare mit schweren oder sogar disqualifzierenden Standardfehlern hohe Auszeichnungen erhalten in Mitteleuropa.

Sind die Elterntiere extrem groß und schwer und haben übertriebene Körpermerkmale?

Leider gibt es bei den Doggen seit einigen Jahrzehnten den Trend zur Übertypisierung (mehr Infos: hier) Wenn Doggen besonders groß und schwer sind, mit viel loser Haut, Hängeaugen und Sabberlefzen dann ist dies nicht nur ein optisches Problem, sondern wirkt sich auch sehr negativ auf die Gesundheit aus. Augenoperationen und Probleme mit dem Bewegungsapparat sind vorprogrammiert, ebenso wird das Risiko der Magendrehung durch ein schwaches Bindegewebe gefördert. Und besonders extremer Riesenwuchs erhöht das Risiko von Herzkrankheiten und Knochenkrebs. Man sollte also auf agile, anatomisch gesunde Elterntiere ohne körperliche Extreme achten, um eben solche Welpen zu erhalten.

Sind beide Elterntiere gefleckt?

Wenn beide Elterntiere schwarz-weiß oder schwarz-grau gefleckt sind handelt es sich um eine laut Tierschutzgesetz verbotene Doppelmerle-Verpaarung! Bei diesen Verpaarungen sind im Durchschnitt ein Viertel der Welpen “Doppelmerle”, d.h. sie sind überwiegend weiß und oft mit Defekten wie Taubheit, Blindheit und anderen Gesundheitsproblemen behaftet. In den deutschen, österreichischen und schweizerischen Zuchtvereinen sind diese Verpaarungen verboten. Bei “Schwarzzüchtern” kommen sie gelegentlich noch vor und auch in manchen FCI-Vereinen im Ausland sind sie noch erlaubt (z.B. in Osteuropa). Wenn ein solcher “Züchter” besonders weiße Doggenwelpen anpreist, dann sollte man die Hände davon lassen!

Wie wird der Welpe abgegeben?

Ein seriöser Züchter wird niemals einen Welpen abgeben, ohne die Interessenten vorher persönlich bei einem Besuch kennengelernt zu haben. Bei diesem ersten Besuch wird dann im Normalfall eine Anzahlung vereinbart – wenn es für beide Seiten stimmt – und der Welpe verbindlich reserviert (was man sich unbedingt schriftlich bestätigen lassen sollte)! Man sollte nie einen Welpen fest reservieren, bevor man ihn und sein Umfeld kennengelernt hat!
In Deutschland dürfen Welpen frühestens mit 8 Wochen abgegeben werden. Sie sollten vor der Abgabe unbedingt von einem Tierarzt begutachtet und entwurmt, geimpft und gechippt werden und mit einem EU-Impfausweis, einer Gesundheitsbescheinigung vom Tierarzt und mit einem Kaufvertrag abgegeben werden. Wenn der Züchter einem Verein angeschlossen ist im deutschsprachigen Raum, werden die Welpen außerdem noch von einem Zuchtwart begutachtet und ein “Wurfabnahmeprotokoll” erstellt. Dieses sollte man sich zeigen lassen, denn dort werden “Fehler” der Welpen, aber auch evtl. vorhandene Mängel bei der Aufzucht vermerkt.

Abschließend ist zu sagen: Alle hier aufgeführten Tipps sind Möglichkeiten, vorab Informationen in Erfahrung zu bringen zu einer bestimmten Verpaarung. Jeder Welpenkäufer muss selbst entscheiden, wie viel Aufwand hierbei investiert wird und wie viele Deckmeldungen / Wurfmeldungen oder Züchter er analysiert. Der Einzug eines neuen Familienmitglieds, dass einen möglichst lange begleiten soll, sollte einem diese Mühe allerdings wert sein, zumal kranke Doggen extrem hohe Tierarztkosten verursachen können – zusätzlich zu dem Leid für das Tier und die Familie. Bei der Recherche wird man feststellen, dass man bei fast allen Verpaarungen auf gesundheitliche Probleme und Erbkrankheiten bei den Verwandten und Ahnen stoßen wird, da diese so weit verbreitet sind, dass jede Zuchtlinie mehr oder weniger betroffen ist. Es kommt aber immer auf die Gesamtbetrachtung an: die Menge der an Erbkrankheiten erkrankten Ahnen/Verwandten, Alter der Ahnen/Verwandten, IK, AVK und HUS Ergebnisse, Aufzucht, körperliche Extreme usw. Es wird somit immer “bessere” und “schlechtere” Verpaarungen im Hinblick auf gesundheitliche Merkmale geben. Und trotz des ganzen Aufwands muss man sich im Klaren sein, dass man somit als Käufer nur sein Bestmögliches tun kann, um einen Welpen auszuwählen, bei dem die Wahrscheinlichkeit früh zu versterben möglichst gering ist. Eine Garantie dafür bietet dieses Vorgehen leider nicht. Der Welpenkäufer sollte sich aber auch im Klaren sein, dass er mit der Auswahl eines engagierten und seriösen Züchters die Zukunft der Rasse positiv beeinflussen kann.

Bei Fragen stehen wir gerne zur Verfügung: info@gesunde-dogge.de