Einführung der Herzultraschallpflicht im DDC – und andere Neuregelungen

Auf der Hauptversammlung des Deutschen Doggen Clubs im Oktober 2023 wurde nun endlich die Herzultraschallpflicht für Zuchttiere eingeführt. Diese wurde bereits seit über 15 Jahren von uns, aber auch von anderen Doggenliebhabern eingefordert, u.a. mit Anträgen für die Hauptversammlungen der letzten zwei Jahrzehnte. Diese Anträge wurden bisher aber immer abgelehnt und deren Antragssteller teilweise verspottet bzw aus dem Verein geekelt.

Es ist sehr positiv, dass der DDC als standardführender Verein für die Dogge nun endlich diesen Schritt zum Wohle der Rasse gegangen ist und damit anderen Ländern wie Österreich, der Schweiz, den Niederlanden und Finnland folgt. Es ist zu hoffen, dass nun auch in den übrigen FCI-Ländern diese wichtige Gesundheitsuntersuchung Einzug hält in die Zuchtordnungen und dem Vorbild des Muttervereins für die Deutsche Dogge gefolgt wird! Leider sind in vielen internationalen Verbänden weiterhin nur das HD-Röntgen bzw teilweise sogar gar keine Untersuchungen Pflicht für die Zucht der Dogge. Lediglich eine FCI-Ahnentafel beider Elterntiere reicht teilweise aus, um FCI-Ahnentafeln für die Welpen zu erhalten.

Dass die Ergebnisse des HUS nun für jeden einsehbar auf der Homepage des Vereins – so wie die HD-Ergebnisse – veröffentlicht werden, ist ein wichtiger Schritt in Sachen Transparenz. Nur so kann mit der Zeit eine Datenbasis entstehen, die die Grundlage ist für eine effektive Selektion von Herzkrankheiten wie der DCM. Die Details der Herzultraschallpflicht, die vom DDC beschlossen wurden, sind teilweise jedoch nicht optimal. Die Gültigkeit des HUS wird von den Kardiologen beschlossen und reicht bis zu 24 Monate. Dieser Abstand ist viel zu groß. Wenn eine Dogge im Alter von 2 Jahren geschallt wird und dann knapp 24 Monate später in der Zucht eingesetzt wird kann eine Herzerkrankung überhaupt nicht mehr ausgeschlossen werden, da sich diese im Laufe der Zeit entwickelt. Optimal wäre ein HUS, der beim Deckakt höchstens 12 Monate alt sein darf. Diese Regelung hat der DDC für Doggen im Alter von 5 und 6 Jahren eingeführt, da in diesem Alter häufig die DCM auftritt. Dies könnte aber dazu führen, dass der Zuchteinsatz älterer Hunde eher gemieden wird. Viel sinnvoller wäre es eben, die Gültigkeit des HUS generell auf 12 Monate zu beschränken und dafür das Mindestalter für den Zuchteinsatz anzuheben. Dieses liegt momentan bei 18 Monaten und ist damit sehr niedrig für eine Rasse, die zu den Spätentwicklern gehört, und bei der viele tödliche Krankheiten nicht angeboren (aber genetisch bedingt!) sind, sondern erst im Laufe der Jahre auftreten. Nur so kann es gelingen, das durchschnittliche Alter für den Zuchteinsatz zu erhöhen und somit gegen die Hauptkrankheiten der Dogge effektiver zu selektieren. Momentan liegt das Durchschnittsalter bei Rüden und Hündinnen, die in der Zucht eingesetzt werden, im Schnitt nur bei 3-4 Jahren. Doggen über 6 Jahren werden kaum in der Zucht verwendet. Immerhin wurde das Höchstalter von 8 Jahren für Rüden für den Zuchteinsatz endlich gestrichen. Auch dies war seit vielen Jahren eine Forderung von uns und anderen Doggenfreunden.

Ebenfalls wenig sinnvoll ist die Forderung, dass auch von Rüden aus dem Ausland der Herzultraschall von einem dem internationalen Kardiologenverband angeschlossenen Arzt durchgeführt werden soll. Im Gegensatz zu Deutschland – wo das Collegium Cardiologicum einen starken Stand hat und in allen Regionen Mitglieder dieses Verbands zu finden sind – ist die Situation im Ausland eine ganz andere. Kardiologen sind oft generell Mangelware und teilweise lange Reisen zu diesen erforderlich. Dann noch einen Arzt zu finden, der dem internationalen Kardiologenverband angeschlossen ist, ist in vielen Ländern kaum möglich und führt zu einem enormen Mehraufwand, den viele Deckrüdenbesitzer ablehnen werden. Dies führt dann wiederum zu einer unnötigen Einschränkung des Genpools im DDC, der wiederum der Gesundheit der Population schadet. Auch der Einsatz gefrorenen Spermas von bereits verstorbenen Rüden wird damit erschwert bzw unmöglich gemacht, denn in vielen Ländern war der HUS bis vor ein paar Jahren noch kein Thema. Und wenn der DDC diese Forderung stellt sollte er zumindest eine Liste veröffentlichen von internationalen Kardiologen, deren Untersuchungen er anerkennt und die mühevolle Recherche nicht den Züchtern überlassen.

Eine weitere positive Neuregelung, die auf der letzten HV beschlossen wurde, ist die Herabsetzung der Anzahl der Deckakte pro Rüde von 20 auf 5 pro Jahr. Auch diese Forderung wurde seit mehr als 15 Jahren von uns und anderen Doggenliebhabern regelmäßig gestellt. Die Frage ist, warum Neuerungen zum Wohle der Hunde immer erst einmal jahrzehntelang blockiert werden von den Vereinsfunktionären und dann erst viel zu spät eingeführt werden? In den letzten 15 Jahren ist die Zahl der im DDC geborenen Doggenwelpen um 70% zurück gegangen! Im Jahr 2023 wurden nicht einmal 300 Doggen im DDC geboren! Gehen wir von fünf erfolgreichen Deckakten eines Rüden aus mit durchschnittlich 8 Welpen pro Wurf, dann hat dieser bereits mehr als 13% der Nachkommen eines Jahrgangs gezeugt. Und das für alle Farben. Wenn man dies noch in die drei Farbschläge schwarz/gefleckt, blau und gelb/gestromt aufteilt, kann ein Rüde sogar 50% und mehr der Nachkommen eines Jahres zeugen. Die Neuregelung kommt also viel zu spät und die Begrenzung ist nicht mehr effektiv. Auch hier wäre es sinnvoller, die Zahl der Deckakte ans Alter zu koppeln bzw das Mindestalter der Rüden für den Zuchteinsatz zu erhöhen und am besten mit einer Nachzuchtprüfung zu verbinden. Also zum Beispiel: ein Rüde darf frühestens mit 3 Jahren in der Zucht eingesetzt werden. Zwischen 3 und 6 Jahren darf er 5 Würfe zeugen, von denen ein gewisser Prozentsatz der Nachkommen untersucht und einem Richter vorgestellt werden muss. Fällt das Ergebnis positiv aus, darf der Rüde weitere 10 Male decken.

Eine ebenfalls neue Regelung in der Zuchtordnung, die augenscheinlich der Verbesserung der Gesundheit dienen soll, aber auf den zweiten Blick absolut kontraproduktiv ist, ist das Verbot von Verpaarungen von Hunden mit HD-C mit Hunden mit HD-B. Sie dürfen nur noch mit HD-A verpaart werden. Diese Verschärfung wird weder durch wissenschaftliche Empfehlungen gedeckt, noch von den eigentlichen Zahlen des Vorkommens der HD bei der Deutschen Dogge. Erstens sind Fälle von mittlerer (HD D) und schwerer HD (HD D)bei der Dogge sehr selten und konstant seit Jahrzehnten niedrig (in den letzten zwei Jahren gab es sogar keinen einzigen solchen Befund im DDC). Dies zeigt, dass die momentan stattfindenden Selektionsmaßnahmen ausreichen.

Außerdem wird die HD polygenetisch vererbt, weshalb nicht nur der Befund des einzelnen Zuchttieres wichtig ist für die Selektion, sondern auch der Eltern, Geschwister und (falls vorhanden) Nachkommen. Wenn man die Notwendigkeit sieht, das Vorkommen von schweren HD-Fällen bei der Dogge noch weiter herab zu setzen (was kaum möglich sein wird, denn auch Umweltfaktoren spielen bei der Entwicklung dieser Krankheit eine Rolle, es wird also immer einen gewissen Anteil kranker Hunde geben) – dann sollte mit einem sogenannten HD-Index gearbeitet werden, wie ihn zum Beispiel der finnische Kennelklub anbietet. Hier wird ein Wert ermittelt, der die Wahrscheinlichkeit angibt, dass ein Hund eher schlechte oder eher gute Hüften vererbt. Was dazu führen kann, dass zum Beispiel ein Hund mit HD-A, der Geschwister, Nachkommen und Eltern mit schlechten HD-Werten hat, einen niedrigeren HD-Index bekommt als ein Hund mit HD-C, der Geschwister, Nachkommen und Eltern mit guten HD-Werten hat. Mit diesem HD-Index wird in Finnland sogar die Zucht mit Hunden mit HD-D erlaubt!

Bei der Selektion von Erbkrankheiten/auf eine bessere Gesundheit muss immer mit Bedacht vorgegangen werden. Es sollten erstens einige wenige tödliche Krankheiten die häufig sind bei einer Rasse – wie zum Beispiel die DCM bei der Dogge – priorisiert werden. Eine Regel der Populationsgenetik besagt, dass man umso weniger Erfolg hat, auf umso mehr Merkmale man selektiert. Die HD ist keine tödliche Krankheit und schwere Fälle sind bei der Dogge sehr selten! Außerdem muss immer die genetische Vielfalt im Auge behalten werden. Eine künstliche und unnötige Einschränkung des Genpools, wie sie mit dieser Neuregelung eingeführt wurde, führt zu einer Verschlechterung der genetischen Vielfalt und somit der Gesundheit einer Rasse! Viel wichtiger wäre es – um den Genpool zu vergrößern, endlich Farbverpaarungen generell zu erlauben und den Einsatz von Rüden aus dem Ausland zu erleichtern. Sinnvoll wäre es außerdem, sich von Populationsgenetikern beraten zu lassen – und endlich Forschungsprojekte zu starten, um Gentests für die tödlichen Hauptkrankheiten (DCM, Magendrehung, Krebs) der Deutschen Dogge zu entwickeln. Der DDC hat von allen Welpen der letzten 10 Jahre Blutproben vorliegen und hätte damit ein unendliches Reservoir an Möglichkeiten für die Forschung!

Der DDC muss bei all diesen Verschärfungen der Zuchtordnung auch immer im Auge haben, dass er in Deutschland einen direkten Konkurrenten hat – und zwar den zweiten Zuchtverein für die Dogge, die KyDD. Und diese fängt wie gewohnt all die Züchter auf, die mit dem DDC nicht zufrieden sind und sich zu sehr eingeschränkt fühlen. Darum ist in der KyDD auch weiterhin keine Herzultraschallpflicht vorgesehen, ebenso wenig wie sonstige Verschärfungen in der Zuchtordnung. Ganz im Gegenteil scheint man in diesem Verein das drohende Verbot vieler Hunderassen – auch der Dogge – durch den Entwurf für das neue Tierschutzgesetz nicht besonders ernst zu nehmen. Wenn man sich einige Verpaarungen in der KyDD anschaut – mit extrem hoher Inzucht, völlig übertypisierten Hunden mit Qualzuchtmerkmalen wie Ektropium, extremer Größe und Gewicht, sehr viel loser Haut, Doppelmerle etc, beschleicht einen sogar der Verdacht, dass das Verbot der Deutschen Dogge – bzw deren endgültige Einstufung als Qualzucht – gewollt zu sein scheint!

Der große Aufschrei im VDH und dem ihm angeschlossenen Vereinen, der momentan aufgrund der drohenden Verschärfung des Tierschutzgesetzes in Deutschland zu hören ist, erscheint denen, die seit Jahren und Jahrzehnten für eine Verbesserung der Gesundheit der Dogge (und anderer Rassen wie zb dem Dobermann) kämpfen, und dabei nur auf Granit gebissen haben, als heuchlerisch. Wieso wurde nicht mit der Zeit gegangen und PROAKTIV gehandelt, anstatt immer zu blockieren und letztendlich nur auf Druck von außen zu reagieren? Wir haben schon immer prophezeit, dass irgendwann der Gesetzgeber die Sache in die Hand nehmen wird, wenn die Verantwortlichen nicht endlich ernsthaft die Gesundheit der Rassehunde verbessern, anstatt mit Ausreden und leeren Versprechungen den Status Quo auf Teufel komm raus zu erhalten, um die Interessen der Vereinsfunktionäre und der Aussteller zu befriedigen – und nicht die der Hunde und der Welpenkäufer. Die Situation für die Rassehundezucht – und besonders für “kritische” Rassen wie die Dogge – ist in Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern mehr als schwierig. Es ist positiv, dass der DDC jetzt ein paar Schritte in die richtige Richtung gegangen ist und beginnt, das Problem ernst zu nehmen – vermutlich ist er aber zu spät dran mit seiner Einsicht. Mit einem Konkurrenzverein, der diese Bemühungen für die Rasse konterkariert, ist eine Verbesserung der Situation für die Deutsche Dogge allerdings so gut wie augeschlossen.