Magendrehung

Häufigkeit und Ursachen

Die Magendrehung ist eine der häufigsten Todesursachen der Dogge, sie ist für um die 20% der Todesfälle verantwortlich, wobei sie in allen Farbschlägen, und auch bei Rüde und Hündin, etwa gleich häufig auftritt. (siehe “Lebenserwartung und häufige Todesursachen der Deutschen Dogge”).  Dies spricht dafür, dass ihre Erblichkeit (Heratibilität) eher gering ist, wobei in Studien herausgefunden wurde, dass das Risiko für eine Magendrehung steigt, wenn in der Verwandtschaft eines Hundes Fälle aufgetreten sind. Dies hat aber wohl eher etwas mit anatomischen und physiologischen Faktoren zu tun als mit speziellen Genen, die eine Magendrehung hervorrufen.

Schätzungen von Glickmann et al. aus dem Jahr 2000 gehen davon aus, dass Doggen mit einer Häufigkeit von 42,5% im Laufe ihres Lebens eine Magendrehung erleiden. Wird diese frühzeitig erkannt und operiert sind die Überlebenschancen aber relativ hoch. Etwa zwei Drittel der Hunde überleben die Operation.

Es gibt mittlerweile zahlreiche Studien über die Ursachen der Magendrehung, die sich teilweise gegenseitig widersprechen. Nur in wenigen Punkten sind sich alle Studien einig: betroffen sind vor allem große Hunde mit einem tiefen Brustkorb, und das Risiko einer Magendrehung steigt mit zunehmendem Alter (wegen der Erschlaffung des Bindegewebes). Außerdem scheinen nervöse und stressanfällige Hunde häufiger betroffen. Desweiteren wird eine Magendrehung vor allem von äußeren Faktoren bestimmt. Sie tritt häufiger im Sommer als im Winter auf, am häufigsten in den späten Abendstunden und oft gehen Stresssituationen der Magendrehung voraus.
Bezüglich der Fütterung gibt es unterschiedliche Aussagen in den Studien. Manche empfehlen z.B. eine erhöhte Fütterung, andere sehen diese als Risikofaktor, da Hunde, die ihr Futter herunter schlingen so mehr Luft schlucken. Auch was die Zusammensetzung des Futters angeht kamen die Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen. Möchte man einer Magendrehung vorbeugen scheint es auf jeden Fall empfehlenswert zu sein, das Futter auf mindestens zwei Rationen am Tag zu verteilen und kein Futter zu verwenden, das stark aufquillt bzw.  zu viele Ballaststoffe enthält. Außerdem sollte das Futter frisch und hygienisch einwandfrei sein, das betrifft sowohl die Fütterung von rohem Fleisch, als auch die von Trockenfutter, welches nicht zu lange eingeweicht werden sollte. Und der Hund sollte nach der Futteraufnahme ein bis zwei Stunden ruhen und weder vor noch nach der Fütterung Stress ausgesetzt werden.

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Was passiert bei einer Magendrehung?

Einer Magendrehung geht immer eine Aufgasung des Magens voraus. Wodurch diese entsteht ist noch unklar, aber es stehen Fäulnisgase im Verdacht, die sich durch Bakterien im Futter bilden können. Auch die individuelle Zusammensetzung der Magen- und Darmflora könnte ursächlich sein. Durch Stressfaktoren bzw. ein stressanfälliges Wesen kann sich außerdem die Motilität (Beweglichkeit) des Magens verändern, was zu einem längeren Verweilen des Magenhinhalts und somit Gasbildung führen kann. Es gibt aber auch immer wieder Magendrehungen des leeren Magens.

Der Aufgasung des Magens folgt dessen Drehung um die eigene Achse, die relativ leicht erfolgen kann, da dieser nur an zwei Punkten im Bauchraum aufgehängt ist, an der Speiseröhre und am Dünndarm. Ein schlaffes Bindegewebe (Alter, übertypisierte Doggen mit viel loser Haut), ein tiefer Brustkorb und überdehnte Bänder durch die Fütterung einzelner, großer Portionen begünstigen die Rotation des Magens. Durch die Drehung wird der Magen verschlossen, er bläht sich weiter auf. Das Abschnüren der Blutgefäße führt innerhalb relativ kurzer Zeit zu einem Kreislaufversagen. Außerdem sterben die Magenwand, die Milz und andere Organe schnell ab wenn sie nicht mehr mit Blut versorgt werden.

Die Magendrehung ist ein akut lebensbedrohlicher Zustand, der so schnell wie möglich medizinisch versorgt werden muss, da der Hund sonst innerhalb weniger Stunden einen grausamen Tod erleidet.

Deshalb sollten Doggenhalter sowohl am Wohnort, als auch wenn sie in den Urlaub fahren immer recherchieren, wo sich die nächste Tierklinik befindet, die 24 Stunden geöffnet hat. In der Tierklinik wird der Hund zuerst geröntgt, um die Magendrehung sicher zu diagnostizieren. Dann wird sein Kreislauf mit einer Infusion stabilisiert und Druck vom Bauchraum genommen, in dem mit einer Kanüle Gas aus dem Magen abgelassen wird. Erst dann wird der Bauchraum geöffnet und der Magen wieder zurückgedreht. Ggf. wird abgestorbenes Gewebe entfernt. Der Magen sollte auf jeden Fall fixiert werden, in dem er an der Bauchwand angenäht wird, da sonst das Risiko einer erneuten Magendrehung bei 80% liegt.

Röntgenbild einer Magendrehung

Wenn die OP erfolgreich verlaufen ist muss der Hund einige Tage in der Klinik zur Überwachung bleiben. Durch die abgeschnürten Blutgefäße und Giftstoffe, die durch abgestorbenes Gewebe in den Körper gelangt sind besteht weiterhin das Risiko eines Kreislaufversagens. Selbst Monate nach einer Magendrehungs-OP haben betroffene Hunde oft noch Herzrhythmus-Störungen. Außerdem muss der Hund behutsam angefüttert und seine Verdauung überwacht werden. Wenn der Hund wieder daheim ist muss er selbstverständlich einige Wochen geschont werden und in vielen kleinen Portionen gefüttert werden. Im Normalfall verläuft die Genesung aber relativ schnell.

Woran erkennt man eine Magendrehung?

Letztendlich muss man als Doggenhalter immer auf diesen Notfall eingestellt sein, der trotz aller Vorsichtsmaßnahmen auftreten kann. Erkennen kann ein aufmerksamer Hundehalter die Magendrehung relativ leicht. Der betroffene Hund ist unruhig und möchte nicht liegen. Oft versucht er zu erbrechen, es kommt aber nur Speichel, da der Magen ja verschlossen ist. Der Hund hechelt und steht mit gekrümmten Rücken, da er starke Bauchschmerzen hat. Erst nach einer Weile ist eine deutliche Umfangsvermehrung des Bauchraums durch die Aufgasung festzustellen. Als Doggenhalter sollte man schon bei den ersten Anzeichen sofort die nächste Tierklinik kontaktieren und Bescheid geben, dass man mit einem Hund mit Verdacht auf Magendrehung kommt.

Es ist keine Zeit zu verlieren. Je schneller der Hund versorgt wird, desto höher sind seine Überlebenschanchen!

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Erfahrungsbericht

Mein Doggenrüde Ludwig hatte kurz nach seinem 4. Geburtstag eine Magendrehung. Rückblickend kann ich sagen, dass einige der Risikofaktoren bei ihm zugetroffen haben. Die Magendrehung hatte er an einem Montag Abend.  Das Wochenende davor waren wir bei einem Hundeführerlehrgang, eine aufregende und auch stressige Zeit für Ludwig, in der es außerdem unregelmäßig Futter gab und auch viele Leckerli. Außerdem war er generell eher ein nervöser und unsicherer Hund. An dem Tag als die Magendrehung passiert ist war es sehr heiß, es war Hochsommer (Ende Juni). Wir hatten uns nachmittags noch mit einem anderen Doggenhalter zum Gassi im Wald verabredet. Abends bekam Ludwig eine etwas größere Futterportion als sonst, da er morgens aufgrund der Hitze nicht so viel essen wollte. Er bekam eingeweichtes Trockenfutter und später auch noch etwas zum Kauen. Erst spät abends, gegen 23 Uhr, fing er an sich seltsam zu verhalten. Zum Glück war ich noch wach! Normalerweise schlief er nach dem Abendessen bis zum nächsten Morgen durch. Doch er war unruhig und wollte nicht auf seinem Platz bleiben. Ich dachte er muss nochmal und ließ ihn in den Garten. Dort konnte ich beobachten, dass er versuchte zu erbrechen und mit gekrümmtem Rücken da stand. Ich holte ihn wieder rein und als sich sein Zustand nicht besserte war mir sofort klar, dass er eine Magendrehung hatte, denn so hatte ich ihn noch nie gesehen.

Ich fuhr sofort in die nächste Tierklinik mit Notdienst, die zum Glück nicht weit entfernt ist. Der behandelnde Arzt wusste gleich, was zu tun war und nachdem das Röntgen eindeutig eine Magendrehung ergab legte er eine Infusion und ließ Gas aus dem Magen ab. Ludwig war zum Glück noch in recht guter Verfassung. Ich musste ihn in der Klinik lassen und nach Hause fahren und auf den erlösenden Anruf warten: die Operation war gut verlaufen, der Magen war noch nicht abgestorben, Ludwig hatte aber noch Herzrhythmus-Störungen, weshalb er drei Tage in der Klinik bleiben musste. Eine schwere Zeit für mich. Als ich ihn abholte war er topfit, aber deutlich gestresst wegen des Klinikaufenthalts. Zuhause erholte er sich schnell, das Anfüttern mit einem speziellen Trockenfutter funktionierte gut, er bekam erst 6, dann 4 und nach ein paar Wochen wieder 2 Portionen am Tag. Die Naht verheilte schnell und nach etwa 4 Wochen konnte ich ihn auch körperlich wieder schrittweise belasten. Da sein Magen angenäht worden war, hatte er zum Glück auch nie wieder eine Magendrehung. Herzrhythmus-Störungen hatte er noch viele Monate nach der Magendrehung, diese waren aber zum Glück nicht Behandlungswürdig und verschwanden nach ca. einem Jahr.

Ein Bericht von Ruth Stolzewski

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Quellen und weitere Informationen: