Knochenkrebs (Osteosarkom)

Häufigkeit und Ursachen

­Das Osteosarkom (OS, Knochenkrebs) ist eine sehr aggressive Krebsart, die unheilbar ist, da in den meisten Fällen der Tumor bereits im Körper des Hundes metastasiert – also gestreut hat. Er gehört zu den häufigsten Todesursachen der Dogge mit etwa 10% (Farbschlag blau und schwarz/gefleckt) bis knapp 25% (Farbschlag gelb/gestromt) betroffener Tiere. Diese ungleiche Verteilung in den verschiedenen Farbschlägen – die im Grunde Unterrassen der Dogge sind, da sie noch weitestgehend getrennt voneinander gezüchtet werden – und familiäre Häufungen weisen auf eine hohe Erblichkeit der Erkrankung hin. Mittlerweile konnten auch in mehreren Studien zahlreiche Genvarianten gefunden werden, die für die Entwicklung von Knochenkrebs verantwortlich sind (siehe unten). Es handelt sich wie bei der DCM um einen polygenen Erbgang, d.h. es sind viele Gene verantwortlich für die Entstehung der Krankheit.

Das Osteosarkom (…) ist vor allem bei großen bis sehr großen Hunderassen zu finden. Betroffen sind vermehrt ältere bis alte Hunde. Das durchschnittliche Alter liegt bei ca. 7 Jahren, wobei auch bei jungen Hunden von 18-24 Monaten Tumore gefunden wurden.

Kleintieronkologie, Martin Kessler, 2013, Thieme Verlag

­Dabei befindet sich bei 95% aller großwüchsigen Hunderassen der Tumor im appendikulären Skelett, d.h. in den Gliedmaßen. Nur 5% der Tumore befinden sich im axialen Skelett, d.h. Kiefer, Schädel, Rippen, Wirbel. Die Vordergliedmaßen sind häufiger betroffen als die Hintergliedmaßen nach dem Grundsatz ellenbogengelenksfern und kniegelenksnah. Folgendes Bild zeigt die häufigsten Bereiche, in denen der OS bei der Dogge auftritt.

typische Lokalisationen von OS bei großwüchsigen Hunderassen

­Neben der Größe und dem Gewicht sind weitere Risikofaktoren für die Entstehung von Knochenkrebs das Geschlecht (in einigen Studien sind Rüden häufiger betroffen als Hündinnen) und eine (frühe) Kastration (2-4fach erhöhtes Risiko). Da sich der Knochenkrebs in den Metaphysen (Wachstumsfugen) der langen Röhrenknochen entwickelt ging man lange davon aus, dass Mikrofrakturen – also minimale Brüche und Verletzungen des Knochens – ebenso ursächlich sind. Neuere Untersuchungen widerlegen jedoch diese These, da “sich in den häufig von Knochenkrebs betroffenen Knochenregionen keine vermehrten Mikrotraumata und Knochenremodellierung nachweisen lassen” (Kleintieronkologie, Martin Kessler, 2013, Thieme Verlag)

Was passiert bei Knochenkrebs und wie erkennt man ihn?

Osteosarkome entstehen im Markraum des Knochens. Sie zerstören den kortikalen Knochen, also die stützende äußere Hülle des Knochens. Als Reaktion wird Knochenmaterial zugebildet um ihn wieder zu stabilisieren. Dadurch entsteht eine Schwellung, die eines der äußeren Symptome ist, das vom Halter bemerkt werden kann. Da der OS meistens in den Röhrenknochen auftritt zeigen betroffene Hunde eine mehr oder weniger deutlich ausgeprägte Lahmheit. Da es viele Ursachen für Lahmheiten oder Schwellungen geben kann wird für die sichere Diagnose ein Röntgenbild angefertigt. Auch ein MRT oder CT eignet sich für die bildgebende Diagnostik. Für eine endgültige Diagnostik empfiehlt sich eine Biopsie, d.h. eine Entnahme von betroffenem Gewebe, die dann im Labor untersucht wird.

weit fortgeschrittener Knochenkrebs am Vorderlauf

­Wenn ein OS diagnostiziert wurde werden auch Röntgenaufnahmen vom ganzen Körper angefertigt, um zu sehen, ob der Tumor bereits gestreut hat. Dies ist beim Knochenkrebs meistens der Fall, am häufigsten finden sich Lungenmetastasen.

Obwohl zum Zeitpunkt der 1. Vorstellung bei nur 5-10% der Tiere röntgenologisch Lungen- oder Knochenmetastasen nachgewiesen werden können zeigen mehr als 90% der Patienten nach alleiniger Amputation der erkrankten Gliedmaße innerhalb eines Jahres Metastasen. Insofern muss zum Zeitpunkt der Diagnose immer von bereits vorhandenen Mikrometastasen ausgegangen werden.

Kleintieronkologie, Martin Kessler, 2013, Thieme Verlag

Für den Halter bedeutet dies, dass Knochenkrebs unheilbar ist. Selbst eine Amputation der betroffenen Gliedmaße und Chemotherapie oder Bestrahlung zögern den Tod des geliebten Vierbeiners nur um einige Monate hinaus. Darum ist genau abzuwägen, ob dem Hund eine Amputation zugemutet werden kann, was jeder Halter individuell entscheiden muss, abhängig vom Alter des Hundes, bereits bestehenden Erkrankungen etc. Letztendlich kann der Knochenkrebs nur palliativ versorgt werden – d.h. mithilfe von Schmerzmitteln werden dem Hund die letzten Wochen oder Monate seines Lebens möglichst frei von Leid gestaltet. Meist wächst der Tumor rasant und durch die zunehmende Auflösung des Knochens wird dieser irgendwann brechen oder aufplatzen, was für den Hund trotz Medikation sehr unangenehm ist. Darum muss der Halter irgendwann die schwere Entscheidung treffen seine Dogge zu erlösen. Meistens ist der Hund zu diesem Zeitpunkt geistig und körperlich noch fit, denn die Metastasen im Körper verursachen erst spät Symptome wie allgemeines Unwohlsein, Appetitlosigkeit und Leistungsschwäche. Dies macht die Euthanasie für den betroffenen Halter noch schwerer.


Erfahrungsbericht

Meine Dogge Franzi bekam im September 2017, mit 4 Jahren, eine kleine Beule am linken Vorderbein. Ich bin daraufhin in die Tierklinik nach Ismaning gefahren um eine Biopsie und Röntgen durchführen zu lassen. Das Ergebnis war ein Osteosarkom im Anfangsstadium.

Nach einem Gespräch mit Fr. Dr. Kahni indem sie uns sagte das eine Amputation möglich aber in unserem Fall nicht ratsam wäre (Franzi hatte erst 6 Wochen vor dem Osteosarkom eine Magendrehung mit 6 Liter eigen Bluttransfusion und Milzblutung) haben wir uns vorerst auf eine Therapie mit Onsior 40mg geeinigt und einer Vorstellung in der Onkologischen Abteilung der medizinischen Kleintierklinik – LMU München.

Gesagt getan, am 10.10.2017 hatten wir dann endlich den langersehnten Termin in München. Nach einem Gespräch entschieden wir uns für 2 Therapien: 1. einen Nervenblock (ähnlich der Periduralanästhesie) und 2. zwei Bestrahlungen im Abstand von einer Woche (zur Schmerzreduktion)

Es wurde uns sehr vorsichtig doch unmissverständlich gesagt das wir Ihr die Schmerzen zum größten Teil nehmen können aber egal was wir tun es würde uns „nur“ Zeit verschaffen. Die folgenden Behandlungen verliefen bis auf eine 24 stündige Lähmung des Beines an dem der Nervenblock gesetzt wurde ohne Komplikationen. Die Lähmung wurde uns aber für diesen Eingriff als mögliche Komplikation genannt. Trotz Bauchschmerzen haben wir es aber dann Gott sei Dank machen lassen.

Danach ging es Ihr anfangs sehr gut bis zum 27.12.2017, sie bekam über Nacht eine mit Blut gefüllte Blase die von einem tiefroten Rand umgeben war. Nach Rücksprache mit der Tierärztin haben wir die Beule von da an verbunden. 2 Tage später brach er (der Tumor) auf. Es traten Blut, Eiter und Wundsekret aus.

Trotzdem ging es Ihr nach wie vor gut. Sie hat normal gefressen, gespielt und ist mit uns Gassi gegangen (ohne zu humpeln). Bis auf den täglichen Verbandswechsel lief noch alles normal. Allerdings fiel uns auf das der Nervenblock langsam seine Wirkung verlor, so entschieden wir uns zusätzlich Novalgin (am Anfang 2-2-2) und im Endstadium (4-4-4) zu geben. Zusätzlich bekam Sie von Anfang an den Magenschutz Omeprazol.

Onsior haben wir im Dezember aufgrund der schlechten Verträglichkeit bei einer Dauermedikation (in unserem Fall) abgesetzt. Von da an wuchs der Tumor zusehends schneller, die Wunde, die durch die aufgeplatzte Beule entstanden war verheilte nicht mehr (wurde uns aber auch gesagt). Der Tumor wurde am Rand braun, fast schwarz. Durch Spülungen und abtragen des toten Gewebes und täglich mehrere neue Verbände konnten wir Ihr noch ein paar schöne Wochen schenken.

Ab Januar 2018 hat Sie immer weniger gefressen, wollte zwar nach wie vor raus hatte aber immer öfter Schmerzen. Was wirklich schrecklich mitanzusehen ist, da sie selbst bis auf das Bein eine völlig normale junge und lustige Hündin war. Wir gaben nun auch Tramadol und PhenPred zusätzlich. Das verbesserte noch einmal Ihren Appetit und nahm ihr wieder merklich die Schmerzen. Das Tumorwachstum hielt jedoch nichts auf, egal was wir versucht haben.


Der Tumor wurde immer größer, zum Schluss hatte sie einen Tennisball großen offenen Tumor am rechten Bein. Es trat immer mehr Wundsekret und Blut aus dem Tumor aus und es roch nach verwestem Gewebe. Als wir in diesem Stadium angekommen waren entschieden wir uns am 6.2.2018 sie gehen zu lassen. Wir wollten ihr den Bruch des Beines ersparen bis zu dem es sicher nicht mehr lang gedauert hätte. Unsere Tierärztin hat Sie dann bei uns zu Hause erlöst.

Ein Bericht von Sandra Warzecha

Quellen und weitere Informationen: