Die Kynologische Gesellschaft für Deutsche Doggen e.V., der zweite Club für Doggen im VDH/FCI, feiert gerade sein 30jähriges Bestehen. Dafür wurde ein kleines Werbevideo gedreht, in dem es heißt: “über 30 Jahre IM DIENST der Deutschen Dogge”. Wenn man die Geschichte der KyDD kennt, kann man diese Aussage nur als Heuchelei empfinden. Müsste es nicht viel mehr heißen: “über 30 Jahre Ausbeutung der Deutschen Dogge”?
Die KyDD wurde einst mit guten Absichten als Gegenentwurf zum 1. Doggenverein im VDH, dem DDC (Deutscher Doggen Club 1888 e.V.) gegründet. Sie fiel aber innerhalb weniger Jahre in die Hände der Familie Wagner. Seit nunmehr fast der Hälfte des Bestehens der KyDD ist Dr. Heiko Wagner 1. Vorsitzender und gleichzeitig Zuchtleiter in der KyDD. Er ist außerdem FCI-Richter und die meisten Zuchtzulassungen im Verein werden von ihm vergeben – oder eben nicht. Diese finden entweder am Rande von Ausstellungen, oder bei ihm zuhause statt, ohne Wesenstest. Außerdem ist Heiko Wagner Tierarzt und führt die meisten Untersuchungen der Zuchthunde in der KyDD durch. Ohne seine Gunst läuft in der KyDD gar nichts. Nebenbei “repariert” er als “Doggendoc” auch noch die “kaputten” Hunde aus seiner Zucht oder von seinen Vereinskollegen. Dabei ist Dr. vet. Heiko Wagner der Meinung, dass O-Ton: “der Herzultraschall Blödsinn ist” und dass eine Herzultraschallpflicht (die es weder in der KyDD noch im DDC gibt, obwohl ca. 30% aller Doggen im Laufe ihres Lebens herzkrank werden) nur dazu dienen würde, dass “sich die Kardiologen vom CC gesund stoßen können”. So redet ein Tierarzt und Vorsitzender eines VDH-Vereins also über seine Kollegen und Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats des VDH.
Eine Hundepension ist das 4. Standbein des Wagner-Imperiums, die über eine riesige Zwingeranlage für die vielen Zucht- und Pensionshunde verfügt, die einen halben Kilometer vom Wohnhaus entfernt neben der Autobahn A61 liegt. In 30 Jahren wurden in dieser Zuchtstätte 146 Würfe mit 982 Welpen produziert. Das macht im Schnitt 4,8 Würfe im Jahr. Geht man grob geschätzt von einem Welpenpreis von 1.800 Euro aus kommt man also auf 1.767.600 Euro Einnahmen durch die Doggenzucht. Aktuell hat Heiko Wagner drei Hündinnen innerhalb von 3 Wochen decken lassen. Eine der Hündinnen hatte erst vor 5 Monaten ihren dritten Wurf. Die zwei anderen Hündinnen sind beide Töchter des Rüden “Evangelion della Baia Azzurra”, den Heiko Wagner als Richter mit Vorzüglich 1 und Championanwartschaft versehen und zweimal in der Zucht eingesetzt hat. Jeder möge selbst beurteilen (siehe Bilder), ob dieser Rüde dem Standard für die Deutsche Dogge (FCI Nr. 235) entspricht. Eine der Hündinnen wurde mit dem Rüden Lanzelot von den elf Quellen belegt, der bereits 5 Würfe in dieser Zucht gezeugt hat und insgesamt schon 14 Würfe mit 108 Nachkommen produziert hat. Dient dieses Zuchtgebaren der Deutschen Dogge?
Schauen wir uns nun die ehemalige, langjährige zweite Vorsitzende des Vereins an: Barbara Mosch-Schlösser und ihre Zucht “von Schlesien”. Diese Zuchtstätte beschreibt sich in ihrem Internetauftritt auch ganz offiziell als Unternehmen mit 10 Angestellten und wirbt ebenfalls mit einer großen Zwingeranlage. Auch hier ist eine Hundepension angeschlossen, die Personalkosten müssen ja wieder reinkommen. In 25 Jahren wurden dort 157 Würfe mit 1042 Welpen geboren, das sind im Schnitt 6,28 Würfe im Jahr. Die Welpenpreise werden auf der Homepage von 2000 bis 3500 Euro angegeben. Rechnet man mit im Schnitt 2750 Euro pro Welpe kommt man auf Einnahmen durch die Doggenzucht von 2.843.500 Euro. Im Jahr sind das 113.740 Euro und im Monat knapp 10.000 Euro. Aktuell sind dort 2 Hündinnen belegt worden. Eine der Hündinnen, Angelina von Blue Ground, hatte bereits 4 Würfe mit 38 Welpen. In dieser Zuchtstätte ist es aber nichts ungewöhnliches, dass Hündinnen 5, 6 oder sogar 7 Würfe in ihrem Leben haben. Die andere Hündin, Kara von Schlesien, wurde nur 6 Monate nach einem Wurf mit 13 Welpen wieder belegt. Eigentlich ist in der Zuchtordnung der KyDD vorgeschrieben, dass eine Hündin nach einem Wurf mit über 8 Welpen mindestens 300 Tage, also 10 Monate, Pause haben muss (was eh schon nicht sehr viel ist)! Vater ihrer Welpen soll wieder einmal “Asan von Schlesien” werden, der hauseigene Deckrüde, der bereits 12x gedeckt und 8 Würfe gezeugt hat. Dient dieses Zuchtgebaren der Deutschen Dogge?
In den Vorstand aufgestiegen ist vor ein paar Jahren auch das Ehepaar Gilmer mit der Zuchtstätte “vom Herstallturm”. Diese begannen 2008 in der KyDD mit der Zucht, verließen aber nur 2 Jahre später den Verein wegen Unstimmigkeiten und bezogen seitdem ihre Ahnentafeln vom Spanischen Dachverband bis sie 2016 in die KyDD zurückkehrten. Frank Gilmer wurde in Rekordzeit zum FCI-Zuchtrichter ernannt und Andrea Gilmer ist nun Kassenwartin der KyDD. In 12 Jahren wurden bisher 35 Würfe mit 201 Welpen groß gezogen, das sind im Schnitt knapp 3 Würfe im Jahr. Die Welpenpreise werden auf der Homepage zwischen 1800 und 2000 Euro benannt, wenn man im Schnitt von 1900 Euro pro Welpe ausgeht ergeben sich 381.900 Euro Einnahmen. In diesen 12 Jahren Zeit sind eine Rekordzahl von Hündinnen – insgesamt mindestens 26 – durch den Zwinger “gewandert”. In der KyDD ist es aber nicht ungewöhnlich, dass Zuchthunde von einem zum anderen Züchter weitergereicht werden. Die Haupteinnahmequelle dieser Zuchtstätte ist aber der große “Deckrüdenstall”. Mindestens 11 Rüden lebten dort bereits, die zusammen mindestens (es können Würfe im Ausland fehlen) sagenhafte 160 Würfe mit 942 Welpen gezeugt haben. Geht man von einer Deckgebühr von 1000 Euro (für Championrüden wird durchaus auch mehr verlangt) aus, sind das 160.000 Euro Einnahmen. Viele dieser Rüden sind extreme Popular Sires, so wie zum Beispiel Noe vom Herstallturm, der mind. 45 Würfe mit 304 Nachkommen erzeugt hat und damit den 2. Platz der in den letzten 15 Jahren am häufigsten eingesetzten Deckrüden belegt. Die verheerende Wirkung von Popular Sires auf die Rassehundezucht wird von Genetikern schon lange angemahnt! Aktuell wurde eine Hündin mit dem Tiefkühl-Sperma eines bereits verstorbenen Rüden belegt, der gleichzeitig ihr Urgroßvater ist (der Wurf weist eine extrem hohe Inzucht von 12,44 auf) und der mit 33 Würfen und 134 Welpen einer der am meisten eingesetzten Deckrüden im Farbschlag gelb/gestromt der letzten 15 Jahre ist. Natürlich gibt es auch in dieser Zuchtstätte eine große Zwingeranlage. Dient dieses Zuchtgebaren der Deutschen Dogge?
Besonders praktisch ist es, dass diese drei Großzuchtanlagen nicht weit vom Frankfurter Flughafen entfernt sind, denn viele Welpen werden zu horrenden Preisen als “Beautiful and very huge original EURO Great Dane puppies” in die ganze Welt verschickt.
Es gibt auch viele “kleinere Ungereimtheiten”, so wurde zum Beispiel letztes Jahr eine von ihrem Bruder schwangere Hündin (beide zum Zeitpunkt des Deckaktes ohne ZZL und Untersuchungen) aus einer Nicht-FCI-Zucht (aber ehemalige KyDD-Zucht) vom Zwinger vom Ostseefjord “gerettet”. Sie gebar in ihrem neuen Zuhause am 27.05.2020 10 Welpen, die zum vollen Welpenpreis mit KyDD-Ahnentafeln verkauft wurden. Diese “arme gerettete Hündin” wurde dann nur 8,5 Monate später wieder belegt mit dem eigenen Rüden. Ein weiterer “Unfallwurf” im Jahr 2020 (Rüde erst 15 Monate beim Deckakt ohne Gesundheitsuntersuchungen und ZZL) im Zwinger Gemma Regalis wurde ebenfalls zum vollen Welpenpreis mit KyDD-Ahnentafeln verkauft.
Im Zwinger von der Wolfshöhle wurde gerade eine Hündin mit 7 Jahren und 11 Monaten von ihrem Cousin belegt. Den Wurf würde sie dann also mit 8 Jahren und einem Monat bekommen. Normalerweise dürfen Hündinnen laut Zuchtordnung nur bis zu ihrem 8. Geburtstag in der Zucht eingesetzt werden. Bei einer Rasse mit einem Durchschnittsalter von nur 6,5 Jahren beginnt das Seniorenalter aber schon deutlich früher und jeder Züchter, der seine Hündinnen liebt, wird diesen ihre Rente gönnen und sich freuen, wenn sie überhaupt dieses Alter erreichen. Aber auch das zu frühe Belegen von Hündinnen kommt in der KyDD nicht selten vor, obwohl Rüde und Hündin laut Zuchtordnung mindestens 20 Monate alt sein müssen beim ersten Wurf. Die Deutsche Dogge ist ein absoluter Spätentwickler und eigentlich erst mit 2,5 bis 3 Jahren vollkommen ausgereift. Darum sind schon 18 Monate beim ersten Deckakt ein sehr junges Alter, das von manchen Züchtern aber noch unterschritten wird, zum Beispiel wurde im Zwinger von Schlesien (siehe oben) die Hündin Nike von Schlesien mit 17,5 Monaten zum ersten Mal belegt. Generell scheint die Zuchtordnung, die eh nicht besonders streng ist in der KyDD, wohl eher eine grobe Orientierungshilfe zu sein als festgeschriebenes Gesetz.
Im Zwinger von Gut Stepprath liegt aktuell ein Wurf mit 7 Welpen und zwei weitere Hündinnen wurden belegt, die eine nur 9 Monate nachdem sie 13 Welpen geboren hat, die andere Hündin hatte bereits 3 Würfe mit 26 Welpen geboren und wurde ein viertes Mal belegt. In dieser jungen Zuchtstätte, die erst seit 2016 aktiv ist, wurden in 4 Jahren bereits 12 Würfe mit 110 Welpen geboren, wobei von diesen auffällig viele (ca. 22 Welpen) nach der Geburt gestorben sind.
Züchter aus der KyDD führen seit vielen Jahren die Rangliste der meisten Würfe/Welpen pro Jahr an. So zum Beispiel der Zwinger vom Ysenburger Bergland, der in 7 Jahren 24 Würfe (3,4 pro Jahr) mit 194 Welpen produziert hat, wobei auch hier meistens die gleichen Rüden verwendet werden. (Zum Beispiel hat der Rüde Why Not Margarejro dort schon 7 Würfe gezeugt ebenso wie der Rüde Fynn von Blue Ground).
Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen. Hinzu kommen auch noch mehrere Zwingerauflösungen durch das Veterinäramt und andere Verstöße gegen das Tierschutzgesetz, was unter anderem daran liegt, dass in der KyDD Züchter, die im DDC gegen die Zuchtordnung verstoßen und Probleme bekommen haben, mit offenen Armen aufgenommen werden. So zum Beispiel auch Peter Walk, (Doggen vom Königsland), der bei mehreren Würfen falsche Elterntiere angegeben hat und darum aus dem DDC ausgeschlossen werden sollte. Er ist nun FCI-Zuchtrichter in der KyDD….
Wenn die KyDD auf ihrer Webseite also mit einer “großen Gemeinschaft” wirbt, “die geprägt ist vom verantwortungsvollen Umgang mit unseren Tieren und der Rasse, die sich strenge, verschärfte Maßstäbe und Anforderungen an die Zucht unserer ganz besonderen Hunderasse auferlegt haben” und sich für die Deutsche Dogge “stark macht” und die Hunde “durch und durch unsere ganze Leidenschaft sind”, dann muss man sich angesichts der traurigen Realität schon fragen, ob dies einfach nur dreist gelogen ist, oder ob die Selbstwahrnehmung stark verzerrt ist.
Die Ausbeutung von Hündinnen und Rüden, Inzucht, ständige Wurfwiederholungen, Massenproduktion in großen Zwingeranlagen, der Einsatz von Popular Sires, die gezielte Zucht besonders massiger, faltiger und großer Hunde und viele andere fragwürdige Zuchtgebaren sind mit Sicherheit nicht im Dienst der Deutschen Dogge! Dies spiegelt sich auch in der durchschnittlichen Lebenserwartung der in der KyDD gezüchteten Doggen nieder, die im Schnitt bei nur 5,7 Jahren liegt und damit fast 1,5 Jahre niedriger als im DDC. Ein transparenter Umgang mit Krankheiten und Sterbedaten ist in beiden Vereinen Fehlanzeige.
Der aktuelle Welpenboom aufgrund der Coronakrise kommt dieser Art von “Zucht” zugute und die Produktion läuft auf Hochtouren, denn leider ist es vielen Käufern egal, woher ihre Welpen stammen. Dadurch werden solche Zustände erst möglich, wobei viele eben glauben, dass VDH-Papiere automatisch gleich zu setzen sind mit Qualität. Dies ist leider nicht der Fall und es ist traurig, dass so etwas im VDH möglich ist.
(P.S.: selbstverständlich gibt es auch in der KyDD ein paar wenige, gute Züchter, die kein Mitglied wären, wenn die Ahnentafeln direkt über den Dachverband VDH ausgestellt werden würden, so wie es in allen anderen FCI-Ländern der Fall ist – abgesehen von Deutschland und Österreich)
Alle Angaben ohne Gewähr entsprechend den Quellen
Quellen:
www.danesworld.info
www.kydd-doggen.eu
www.doggenwagner.de
www.herstallturm.com
www.doggenzucht-von-schlesien.de
www.gesunde-dogge.de