Moderne Zucht

Die Rassehundezucht wie wir sie heute kennen mit Vereinen, Ausstellungen, Ahnentafeln und Zuchtbüchern existiert erst seit etwa 150 Jahren. (Sie wird oft als “moderne Rassehundezucht” bezeichnet, in Wirklichkeit ist sie aber völlig veraltet, da sie auf Gedankengut beruht, das nicht mehr zeitgemäß ist und nicht auf aktuellen, wissenschaftlichen und ethischen Erkenntnissen). Vorreiter waren die Engländer, die 1873 ihren Kennel Club gründeten.

Ursprünglich wurden die Hunde nach ihrer jeweiligen Aufgabe selektiert, gemäß dem Motto “form follows function”.

Die Funktion formte also den Hund, Äußerlichkeiten wie die Fellfarbe und -struktur, die Höhe des Stirnabsatzes, die Form der Ohren etc. waren nebensächlich, genauso wie die Reinrassigkeit. Es wurden Hunde miteinander verpaart, deren Leistung gut war, und immer wieder andere Rassen/Mischlinge eingekreuzt. Rassehunde wie wir sie heute kennen sind ein vom Menschen geschaffenes, künstliches Produkt, ein Markenname, vergleichbar mit Pepsi oder Cola. Im Grunde ist jede Rasse aus Mischlingen entstanden! Die Deutsche Dogge z.B. aus der Verpaarung von Mastiffs, Windhunden, Saupackern und Hatzrüden. 

Eine der ersten Hundeausstellungen in Birmingham, England, 1877 (dort findet bis heute die größte Hundeausstellung der Welt, die Crufts statt)

Mit der Industrialisierung und zunehmenden Urbanisierung im 19. Jahrhundert haben viele Hunderassen ihre ursprüngliche Aufgabe verloren und wurden zu reinen Begleithunden, aber auch zu Mode-Accessoires und Prestigeobjekten. Sie wurden von nun an hauptsächlich nach Äußerlichkeiten selektiert, das Wesen und die Gesundheit traten in den Hintergrund. Durch die geschlossenen Zuchtbücher kamen die Hunderassen in einen sogenannten „genetischen Flaschenhals„. Einige wenige Gründertiere wurden auserwählt, die dem Rasseideal am nächsten schienen, es ging also viel genetisches Material verloren und durch das Schließen der Population kann auch kein neues Hinzukommen.

Jede Hunderasse verliert in jeder Generation genetische Vielfalt ! Je kleiner die effektive Populationsgröße – also das Verhältnis von Rüden und Hündinnen, die sich fortpflanzen dürfen – desto mehr.

Dieses Phänomen wird als genetische Drift bezeichnet (Siehe auch: http://sommerfeld-stur.at/). Außerdem wurde auf diese wenigen Gründertiere auch noch massive Inzucht betrieben. So ist es nicht verwunderlich, dass nach etwa 150 Jahren „altmodischer“ Hundezucht viele Hunderassen gesundheitlich am Abgrund stehen. 150 Jahre, das sind etwa 50 Generationen beim Hund (wenn man von einer Generationenfolge von 3 Jahren ausgeht). Wenn man das auf den Menschen ummünzt wären das etwa 1000 Jahre (Generationenfolge 20 Jahre). Man stelle sich vor, ein Bergdorf, das von 20 Individuen gegründet wurde, ist 1000 Jahre isoliert von der Außenwelt. So geht es vielen Hunderassen: durch die Inzucht wird das Immunsystem geschwächt, die Fruchtbarkeit und Abwehrkraft sinkt, Erbkrankheiten häufen sich an. Auch auf das Wesen und die Intelligenz wirkt sich Inzucht negativ aus.
Hinzu kommt die Selektion rein auf den Phänotyp, also das Äußere (wobei dieses häufig auch noch ins Extrem übertypisiert wurde, siehe klassischer Typus) und der zu häufige Einsatz einzelner Deckrüden. (siehe mein Artikel über den  Deckruedeneinsatz) Im Bergdorf-Vergleich wäre es so, dass sich nur die Männer fortpflanzen dürften, die aussehen wie Til Schweiger…  Und das über einen Zeitraum von 1000 Jahren!

Die Hauptprobleme der aktuellen Rassehundezucht:

– kleine, geschlossene Populationen
– Verlust der genetischen Vielfalt durch Inzucht, genetische Drift und den zu häufigen Einsatz einzelner Rüden
– Selektion auf Äußerlichkeiten, nicht auf Gesundheit und Wesen
– Übertreibung äußerlicher Merkmale
– fehlende Information über Gesundheit und Todesdaten wegen mangelnder Transparenz
– fehlendes professionelles Zuchtmanagement mit wissenschaftlicher Begleitung

Es ist also kein Wunder, dass bei vielen Hunderassen die Lebenserwartung massiv reduziert ist. Bei der Deutschen Dogge beträgt sie nur um die 6,5 Jahre!!! Sie ist somit eine der kurzlebigsten Hunderassen überhaupt. Siehe auch: Lebenserwartung und häufige Todesursachen der Deutschen Dogge.

Diesem Abwärtstrend muss entgegengewirkt werden, wenn man die Rassehundezucht bewahren möchte. Hunderassen sind ein lebendes Kulturgut, also lohnt es sich durchaus, für ihren Erhalt zu kämpfen! 

Dazu muss aber ein Umdenken stattfinden in den Köpfen der Vereinsfunktionäre und der Züchter. Und auch der Welpenkäufer muss sich gut informieren und kritisch sein! Leider findet der Wandel trotz Aufklärung durch Reportagen, Dokus, Bücher, Artikel, Blogs etc nur langsam statt. (siehe Empfehlungen unten). Daher sind die verantwortungsbewussten Züchter, bei denen Gesundheit und Wesen im Vordergrund stehen, oft alleine auf weiter Flur und erfahren kaum Unterstützung von Züchterkollegen, Vereinen und Verbänden. (Aus diesem Grund haben wir das Gütesiegel für Qualitätszüchter ins Leben gerufen!)

Zu groß ist das Interesse, am bisher bestehenden System festzuhalten, in dem Ausstellungssiege, das eigene Ego und der Profit im Vordergrund stehen.

Auch der Konkurrenzdruck durch papierlose Welpen ist groß. Bei der Deutschen Dogge werden nochmal genauso viele Welpen außerhalb des VDH geboren, wie innerhalb (siehe Artikel über: Papierlose Doggen). Wobei die Zahlen rückläufig sind, im Jahr 2015 wurden im VDH nur noch 1245 Doggenwelpen gezüchtet (in den beiden VDH-Vereinen DDC und KyDD). Vor 10 Jahren waren es noch 1807! (siehe Artikel über das Zuchtgeschehen DDC KyDD 2013). Dennoch gehört die Deutsche Dogge seit vielen Jahren zu den 10 beliebtesten Hunderassen in Deutschland. Dabei steht bei den Züchtern Quantität leider oft vor Qualität.
Dies muss sich ändern, auch um der Konkurrenz durch die sogenannten Schwarzzüchter Herr zu werden. Bis heute ist es leider so, dass statistisch betrachtet Doggen mit Papieren nicht gesünder sind als Doggen ohne. Dennoch lohnt es sich, von einem VDH- bzw. FCI-Züchter zu kaufen, denn erst durch die Ahnentafeln wird es überhaupt erst möglich, auf Gesundheit zu selektieren. Außerdem gibt es im VDH zumindest eine (wenn auch Vereinsinterne und somit nicht unabhängige) Kontrolle der Welpenaufzucht und Hundehaltung und ein Mindestmaß an Hündinnenschutz. Dabei ist es für den Welpenkäufer aber gar nicht so einfach, einen guten Züchter zu finden.

Ein verantwortungsbewusster Züchter denkt nicht nur an den kurzfristigen Erfolg und an seine Linie, sondern er hat immer die Gesamtpopulation der Rasse im Fokus und denkt in Generationen.



Lösungsansätze

Folgende Punkte sind Bestandteil einer modernen Zucht, in der die Gesundheit und Langlebigkeit, aber auch ein alltagstaugliches Wesen und das Wohl der Zuchthunde im Vordergrund stehen. All diese Aspekte werden in den Mindestanforderungen berücksichtigt, die ein Züchter erfüllen muss, um unser Gütesiegel zu erhalten.

Lösungsansätze moderner Rassehundezucht:

– transparenter Umgang mit Gesundheits- und Todesdaten
– Verwendung von Pedigree Datenbanken
– Vermeidung von Inzucht und Verlust genetischer Vielfalt
– Selektion auf Gesundheit und Langlebigkeit
– Gesundheitsuntersuchungen
– Zuchtschauen statt Ausstellungen
– Vermeidung von körperlichen Extremen
– umfangreiche, professionelle Wesenstests von Zuchthunden
– Aufzucht der Welpen nach neuesten Verhaltenspsychologischen Erkenntnissen
– Haltung der Zuchthunde als Familienhunde im Haus, nicht im Zwinger
– Schutz der Zuchthunde vor Ausbeutung



Transparenz und Information

Ohne Informationen über die Ahnen und Verwandten eines Hundes zu haben ist es unmöglich, auf Gesundheit zu selektieren und die Ahnentafel ist im Grunde nutzlos, da sie nur Namen enthält. Deshalb ist die Arbeit mit digitalen Pedigree Datenbanken, in der auch Gesundheitsuntersuchungen und Todesdaten erfasst werden, für den modernen Züchter unumgänglich. Die Datenbank Danesworld wurde von einer Privatperson ins Leben gerufen und ist die größte Datenbank für Deutsche Doggen weltweit, sie beruht auf der finnischen Datenbank Jalostus Kennellitto, die vom finnischen Dachverband kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Es gibt auch noch einige andere internationale Datenbanken für Doggen:

Leider gibt es weder vom VDH, noch vom DDC oder von der KYDD ein solches Angebot, ganz im Gegenteil, Danesworld wird von vielen Züchtern und Vereinsfunktionären regelrecht bekämpft, da es offen legt, was viele eh schon wissen: die Dogge hat eine erschreckend niedrige Lebenserwartung und es muss etwas unternommen werden, um dies zu ändern. Leider verheimlichen viele Züchter immer noch die Todesdaten und Krankheiten ihrer Hunde. So ist es für die verantwortungsbewussten Züchter immer eine Detektivarbeit, an Daten zu kommen und durch den Mangel an Informationen ist jede Verpaarung auch ein Stück weit russisches Roulette. Die Transparenz und Ehrlichkeit zeichnen einen guten Züchter aus, er wird auch die Fragen von Welpenkäufern nach der Gesundheit seiner Zuchthunde und deren Ahnen beantworten, so weit ihm selbst diese zur Verfügung stehen.


Möglichst wenig Inzucht

Erst durch eine Datenbank wie Danesworld hat der Züchter ein Werkzeug zur Hand, um seine Verpaarungen vernünftig zu planen. Sie bietet zum Beispiel die Möglichkeit an, Wurfplanungen zu erstellen, bei der automatisch die Inzucht bis in die 6. Generation angezeigt wird. Um den Grad der Inzucht zu bestimmen ist zum einen der IK (Inzuchtkoeffizient) wichtig, zum anderen der AVK (Ahnenverlustkoeffizient). Der IK beschreibt, wie eng Vater und Mutter eines Wurfes verwandt sind, also wieviele Ahnen sie in welcher Generation gemeinsam haben. Ein IK von 25% beschreibt z.B. eine Verpaarung von Geschwistern oder Eltern mit ihren Kindern, ein IK von 12,5% eine Verpaarung von Halbgeschwistern oder Großeltern mit ihren Enkeln und ein IK von 6,25% eine Verpaarung von Cousin und Cousine.

Der IK auf 6 Generationen sollte unter 6,25% sein und der AVK über 80, um ein Mindestmaß an genetischer Vielfalt zu erhalten.

Aufgrund der negativen Folgen von Inzucht (siehe oben) empfiehlt sich ein möglichst niedriger IK. Der AVK beschreibt wieviele Ahnen im Pedigree doppelt vorkommen und zeigt somit auch die Inzucht der Ahnen an. Ein hoher AVK bedeutet, dass die genetische Vielfalt hoch ist, da wenig Ahnen doppelt vorkommen. Empfehlenswert ist ein AVK von über 80%. Um eine niedrige Inzucht zu erreichen können Hunde aus dem (weit entfernten) Ausland eingekreuzt werden und/oder die Farbschläge miteinander vermischt werden. Dies empfiehlt auch die FCI, explizit auch für die Deutsche Dogge, die in drei getrennten Farbschlägen (gelb/gestromt, blau und schwarz/gefleckt) gezüchtet wird, also im Grunde aus drei Unterrassen besteht, was die genetische Vielfalt noch weiter einschränkt. In manchen Vereinen wie dem Schweizerischen Club für Deutsche Doggen (SCDD), dem Finnischen Doggenclub oder der KyDD werden diese Empfehlungen schon umgesetzt. Im DDC sind Farbverpaarungen leider noch die Ausnahme und auch der Einsatz von Rüden aus dem Ausland wird durch Auflagen beschränkt.


Selektion auf Langlebigkeit

Es erscheint logisch, dass man mit Hunden züchten muss, deren Ahnen alt geworden sind, um Nachkommen zu erhalten, die selbst alt werden. Ein hohes Alter zeigt gute Gesundheit und ein gutes Immunsystem an, das an die Nachkommen weiter vererbt werden kann. Außerdem gibt es sogar ein Gen für Langlebigkeit. Das Alter der Ahnen wird in Danesworld durch den ASW (Altersstrukturwert) angezeigt. Er wird berechnet aus dem Alter der Eltern x 2, dem Alter der Großeltern x 1 und dem Alter der Urgroßeltern x 0,5 eines Hundes. Für Zuchthündinnen wird ein ASW von mindestens 75 empfohlen und für Zuchtrüden von mindestens 85. Er kann natürlich nur zuverlässig ermittelt werden, wenn bekannt ist, ob die Ahnen noch leben, bzw wann sie verstorben sind. Dies ist aufgrund der fehlenden Transparenz vieler Züchter und Vereinsfunktionäre (siehe oben) leider oft gar nicht so einfach. Der ASW berücksichtigt nicht die Todesursache der Ahnen. Er macht keinen Unterschied, ob ein Hund mit 3 Jahren durch einen Unfall oder an DCM gestorben ist. Diese Information ist aber ebenfalls sehr wichtig, um zu entscheiden, ob zwei Hunde miteinander verpaart werden sollten.

Die häufigen Erbkrankheiten der Dogge treten leider in allen Linien auf. Die Frage ist wie häufig, und wie geht der Züchter damit um. Verheimlicht er sie oder ist er ehrlich? Ergreift er Gegenmaßnahmen?

Es sollte nach Möglichkeit darauf geachtet werden, dass nicht Hunde, deren Ahnen an der gleichen Erbkrankheit gestorben sind, miteinander verpaart werden. Auch dies ist aufgrund der fehlenden Informationen und der Häufigkeit einiger Erbkrankheiten oft nicht so leicht. Außerdem empfiehlt sich der Einsatz älterer Rüden, da bei diesen der Herzultraschall eine höhere Aussagekraft hat (siehe unten) und generell mehr bekannt ist über bereits aufgetretene Krankheiten oder eben das Freisein von Krankheiten. Auch ist mehr über dessen Eltern und Großeltern und seine bisherige Nachzucht bekannt. Bei einem 2-Jährigen Rüden mit 4-Jährigen Eltern und 6-Jährigen Großeltern hat man so gut wie keine Informationen über Gesundheit und Lebenserwartung.


Gesundheitsuntersuchungen

Bei der Deutschen Dogge ist im DDC momentan (Stand Januar 2019) nur das HD-Röntgen als einzige Gesundheitsuntersuchung Pflicht. Dabei ist die Hüftgelenks-Dysplasie bei der Dogge kein großes Problem und HD D und E kommen selten vor (unter 10%, siehe HD-Statistik des DDC). Viele Doggen erreichen nicht einmal das Alter, in dem die HD zu Symptomen führen könnte, da sie vorher an der Herzkrankheit DCM, der Magendrehung oder Knochenkrebs (oder den vielen anderen Krankheiten, die Doggen bekommen können) sterben.
Aufgrund des jahrelangen Drucks von kleinen Züchtern und Privathaltern wurde von 2014-2016 im DDC probeweise die Herzultraschallpflicht für Zuchthunde im Rahmen einer „DCM-Studie“ eingeführt. Diese wurde im Frühjahr 2017 entgegen der Absprache mit dem Collegium Cardiologicum vorschnell und nicht wissenschaftlich vom Zuchtleiter des DDC ausgewertet und die fehlerhaften Ergebnisse dazu verwendet, die Herzultraschallpflicht im DDC wieder abzuschaffen. Im Augenblick ist die Herzultraschallpflicht (HUS) also ausgesetzt. Im zweiten VDH-Verein für die Deutsche Dogge, der KyDD, ist sie ebenfalls nicht verpflichtend, hier sind nur das HD- und das ED-Röntgen vorgeschrieben. Im Vorwort zum Zuchtbuch 2017 begründet der Deutsche Doggen Club den massiven Rückgang der Welpenzahlen von 40% in den letzten 10 Jahren sogar mit der kurzzeitigen Herzultraschallpflicht von 2014-2016 und bezeichnet diese als „Gängelei“. Dieses Verhalten des Standardführenden VDH-Zuchtvereins für Deutsche Doggen ist bestürzend!

Verantwortungsvolle Züchter schallen weiterhin regelmäßig ihre Hunde und halten auch ihre Welpenkäufer an, diese wichtige Vorsorgeuntersuchung regelmäßig vorzunehmen. Dabei ist es wichtig, den Hund mindestens alle zwei Jahre bis an sein Lebensende zu schallen, denn erst dann erhält man ein aussagekräftiges Ergebnis. Je mehr Hunde geschallt werden, desto mehr Teile fügen sich zu einem Puzzle zusammen.

Erst wenn der HUS über Generationen gemacht wird, wird sich herausstellen, welche Linien mehr oder weniger von der Herzkrankheit DCM betroffen sind und es kann dagegen selektiert werden.

Der HUS sollte von einem ausgebildeten Kardiologen durchgeführt werden (im deutschsprachigen Raum am besten von einem Mitglied des CC = Collegium Cardiologicum). Selbstverständlich sollte genauso auch der Deckrüde aktuell Herz geschallt sein! Ein guter Züchter wird seinen Welpenkäufern den HUS-Befund der Elterntiere selbstverständlich vorlegen. Und ein guter Welpenkäufer wird danach fragen. Für die häufigen Todesursachen Magendrehung und Knochenkrebs gibt es bisher leider keine Vorsorgeuntersuchungen. Hier ist noch weitere Forschungsarbeit nötig, die wir mit unserer Interessensgemeinschaft unterstützen (siehe Forschung).

Untersuchungen, die bei der Deutschen Dogge sinnvoll sind:
  • Herzultraschall (mind. alle 2 Jahre)
  • HD, ED und Rücken röntgen
  • Augenuntersuchung
  • Faltengentest

Weitere Untersuchungen, die bei der Dogge keine Pflicht sind, aber empfehlenswert, sind das ED-Röntgen (Ellenbogen-Dysplasie) und das Röntgen der Wirbelsäule. Aufgrund ihres schnellen Wachstums und enormen Größe und Gewicht neigt die Dogge zu Erkrankungen des Bewegungsapparats, wie z.B. Wobbler, Cauda Equina, Spondylose und anderen Problemen der Wirbelsäule und Gelenke. Auch die Untersuchung der Augen macht Sinn, da besonders in Mitteleuropa die übertypisierten Doggen mit zahlreichen Augenproblemen wie Ektropium, Entropium u.a. belastet sind. Diese Untersuchung sollte von einem Spezialisten durchgeführt werden, der Mitglied im DOK (Dortmunder Kreis) ist. Ebenfalls nicht vorgeschrieben ist der sogenannte Faltengentest. Bei den Doggen gibt es das „Faltengen“, welches zu kranken Welpen führt, die mit einigen Wochen eingeschläfert werden müssen. Diese Krankheit betrifft also nur den Züchter, der darauf achten sollte, nicht zwei Trägertiere miteinander zu verpaaren. Mehr Informationen siehe: Link.


Ausstellungen

Manche Züchter argumentieren damit, dass die Gesundheitsuntersuchungen zu teuer sind. Gleichzeitig fahren sie mehrmals im Jahr auf Ausstellungen, die teilweise weit weg sind und viel Geld kosten. Wer eine Rasse wirklich verbessern möchte (und dazu gehört in allererster Linie die Gesundheit), dem sind keine Kosten und Mühen zu aufwendig. Und die paar hundert Euro für alle Gesundheitsuntersuchungen sind durch den Verkauf der Welpen schnell wieder eingenommen. Generell ist das aktuelle Ausstellungssystem überholt. In Zeiten, in denen Hunde mit disqualifizierenden Fehlern zu Multichampions ernannt werden sind diese Urkunden das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt wurden.

Championtitel zeigen heutzutage eigentlich nur eines: den Fleiß des Besitzers. Wer Hunde nur züchtet oder hält, weil er gerne Blechpokale und Plastikschleifchen sammelt um damit sein Ego aufzupolieren sollte sich lieber einem Hobby widmen, bei dem keine Lebewesen zu Schaden kommen.

Würde das durch eine Abschaffung von Ausstellungen eingesparte Geld und die Energie in die Gesundheitsvorsorge investiert, hätten sich unsere Rassehunde innerhalb weniger Jahre regeneriert. Das einzig sinnvolle Mittel, um eine Hunderasse voran zu bringen wären Zuchtschauen, bei denen nicht nur der einzelne Hund anonym beurteilt wird, sondern bei denen es eine Nachzuchtbeurteilung, einen umfangreichen Wesenstest, eine einheitliche Katalogisierung aller Zuchthunde und Gesundheitsuntersuchungen gibt. 


Keine Übertypisierung

Ein Züchter sollte nur anatomisch gesunde Hunde verpaaren, die keine körperlichen Übertreibungen aufweisen (siehe klassischer Typus) und einen guten Bewegungsablauf haben. Die Deutsche Dogge weist laut ihrem Standard keine extremen Körpermerkmale auf und ihre Anatomie ist der ihres Urvaters Wolf nicht unähnlich. Selbst der Riesenwuchs der Dogge ist kein Extrem, da Wölfe auch problemlos über 80 cm groß werden können. Hier gilt es, Maß zu halten, und lose Haut, extreme Körpergröße und vor allem extremes Gewicht, zu vermeiden.

Dogge und ihr Stammvater der Wolf im Vergleich


Das Wesen

Leider neigen heutzutage viele Doggen zu Unsicherheit und daraus resultierender Angst-Aggression. Das Wesen spielt in der EUDDC-Zuchtzulassung (wie sie im DDC und manchen europäischen Ländern Pflicht ist) nur eine untergeordnete Rolle (nur 12 von 310 Punkten) und der sogenannte “Wesenstest” dauert oft nicht länger als 2 Minuten. In der KyDD gibt es nicht einmal einen Wesenstest. Allzu oft werden sogar Hunde in die Zucht gelassen, die sich nicht anfassen lassen von den Körmeistern.

Es ist fatal, wenn ein Hund, der 60-90kg erreicht, nicht wesensfest und dadurch unberechenbar ist. Doggen leben heutzutage als Familienhunde, sie müssen gut zu händeln und alltagstauglich sein, gerade in Zeiten, in denen die Hundefeindlichkeit in der Gesellschaft steigt.

Der Schweizerische Club für Deutsche Doggen hat einen weit umfangreichen Wesenstest, über den Ruth Stolzewski im Jahr 2013 einen Film gemacht hat:


Aufzucht:

Um Hunde mit gutem, sicherem Wesen zu erhalten ist natürlich auch die Aufzucht entscheidend, denn was ein Welpe in der sogenannten Prägephase nicht kennenlernt wird er als erwachsener Hund eher misstrauisch aufnehmen. Wichtig ist, den Welpen/Junghund altersgerecht mit verschiedenen Umweltreizen wie Lärm, verschiedenen Untergründen, fremden Menschen und Hunden, dem Halsband und der Leine, dem Auto etc. vertraut zu machen. Dabei sollte man vorsichtig vorgehen und den Hund nicht überfordern, denn das ist genauso kontraproduktiv wie die Aufzucht in einer reizarmen Umgebung wie einem leeren Zwinger oder Kellerraum ohne Familienanschluss.


Züchterethik:

Welche Einstellung hat ein Züchter zu seinen Hunden? Verhält er sich ihnen gegenüber fair und tierschutzgerecht oder sind sie für ihn nur Mittel zum Zweck. Dazu gehört zum einen der Hündinnenschutz: eine Hündin sollte mindestens eine Läufigkeit Pause, also mindestens 10 Monate, zwischen zwei Würfen hat. Auch sollte sie nicht zu viele Würfe in ihrem Leben haben! Leider erlaubt die aktuelle Zuchtordnung von DDC und KyDD eine Wiederbelegung ohne eine Läufigkeit Pause (wenn sie weniger als 8 Welpen hatte) wegen der Formulierung in der Zuchtordnung, dass eine Hündin nur einen Wurf pro Kalenderjahr – und nicht pro 12 Monate – haben darf. Es ist also möglich, eine Hündin z.B. im Herbst werfen zu lassen und sie dann nur 4-5 Monate nach der Geburt ihrer Welpen wieder zu belegen, da der nächste Wurf ja im nächsten Kalenderjahr fällt. Auch eine maximale Wurfanzahl pro Hündin ist nicht vorgegeben.

Eine Hündin braucht eine angemessene Zeit, um sich von Schwangerschaft, Geburt und Aufzucht zu erholen. Und Doggen sollten ihr oft zu kurzes Leben nicht nur mit Welpen kriegen verbringen!

Auch die Abgabe “ausgedienter” Zuchthunde kommt leider bei einigen Züchtern vor, handelt es sich doch um “unnütze Fresser”, die nur noch Kosten verursachen. Einen guten Züchter erkennen Sie also auch daran, ob er Doggensenioren zu Hause hat und diese wert schätzt. Wichtig ist auch die Haltung der Hunde: wegen ihres anhänglichen Wesens und ihrer Witterungsempfindlichkeit ist die Deutsche Dogge für eine dauerhafte Zwingerhaltung ungeeignet. Sie sollte im Hause als Familienhund leben! Epigenetische Forschungsarbeiten haben mittlerweile bewiesen, dass sich Stress von Mutterhündin, aber auch des Vaters, negativ auf die Gesundheit und das Wesen der Nachkommen auswirken. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass ein guter Züchter nicht zu viele Hunde hält, um jedem einzelnen Tier gerecht zu werden und es entsprechend des Alters mit Hundeschule, Spaziergängen und anderen Aktivitäten auszulasten. Eine Versorgung mit hochwertigem Futter sollte ebenfalls selbstverständlich sein.


Weitere Informationen zur modernen Rassehundezucht: